Nieder-Eschbacher Schwimmbad

Es war einmal ………..
Ja, so fängt jedes schöne Märchen an, und dieses hat, wie die wenigsten, ein schönes Ende…..
….. es war so um „1917“, vielleicht auch schon früher, als man sich an einem Ort traf, in dem man,

sagen wir mal planschen konnte.
Man traf sich an den heißen Tagen, rutschte die Böschung runter und hatte so seinen Spaß.
Man erzählt sich, dass der ein oder andere „Eschbäjer“ dort auch das Schwimmen gelernt hat.
Das kühle Nass wurde von der Quelle an den Reedbergen gespeist, die noch immer fleißig sprudelt und heute in den Mühlbach fliest.

Bild: Herzberger geb. Helfrich
Bild: Herzberger geb. Helfrich

 

 

 

Planschen konnte man, Spaß haben auch, es fehlte aber irgenwie die richtige Größe um auch mal richtig schwimmen zu können.

Irgendjemand muss auf die Idee gekommen sein.

"Warum bauen wir nicht ein Schwimmbad"

Und dies hat sich so zugetragen:
Die Arbeitslosigkeit war in den zwanziger Jahren derart groß, dass sich Bürgermeister und Gemeinderat um
das Jahr 1930 ersthafte Gedanken machten, wie man gegen die Misere angehen könne.
Mann entschloss sich, zwei große Bauvorhaben in Gang zu bringen und dabei die arbeitslosen Nieder‐
Eschbacher zu beschäftigen.


Eines der großen Bauvorhaben war unser „Freibad“.

09.01.1930
Der Gemeinderat beschließt einstimmig den Bau eines Freibades.
23.04.1930
Der Gemeinderat beschließt, am Bad werden die Erwerbslosen je 10 Mann zwei Tage beschäftigt.
11.06.1930
Das Bad soll am 6.Juli eingeweiht werden. Familienkarten zu RM 2, Kinder sowie Angehörige über 18 Jahren
RM 1. Einzelkarten 20 Pfennig, Jahreskarten für auswärtige Badegäste RM 3.
19.06.1930
Die Badezeit wird auf den 15.05. bis 19.09. festgesetzt. Ab 22 Uhr ist das Baden verboten.
17.07.1930
Bei der Einweihung des Freibades werden an die Kinder Brezeln verteilt.
13.03.1931
Beschluss, 25 Tannenbäume aus dem Gemeindewald am Schwimmbad anzupflanzen.
18.05.1931
Reklameschilder dürfen am Schwimmbad angebracht werden.
Preise für Familienkarte RM 3, Einzelkarte 25 Pfennig, Kabine für 2 Stunden 30 Pfennig.
Badezeit wochentags 12 bis 21 Uhr, sonntags 8 bis 21 Uhr.

 

 

Am Bau mitgearbeitet habe:

v. links
Hennes Götze ?,

Richard Zeber(im Hintergrund)

Georg Koch(mit Spitzhake)

Ferdinand Heck,

Wilhelm Kömpel (liegend), 

Johannes Kester

Bild: Schmidt, Sigrun

Nieder‐Eschbach, liebevoll von den Einheimischen natürlich nur „Eschbach“ genannt, hatte jetzt sein eigenes Schwimmbad.
Die Einweihung verlief wohl aber nicht so, wie man es sich damals vorgesellt hatte.
So erzählt man, dass in der Nacht davor, das Wasser von einem Bösewicht abgelassen wurde.
Man sprach von Sabotage. Die Gründe dafür lagen wohl in der damaligen Zeit.

 

 

Die Ansicht des Moorbades, die sich im Laufe der Jahre änderte, wie bei den folgenden Bildern zu sehen.

Postkarten Ausschnitt:  Reuter,Wolfram


Bilder: Tennstädt,Rosemarie


Das Schwimmbad war wie bereits erwähnt vom 15.Mai bis 19.September geöffnet.
So wurde es z.B. am Samstag den 15.Mai 1954 wieder ganztägig geöffnet und der Bevölkerung zur reichlich
in Anspruchnahme empfohlen.
In der Frankfurter Neuen Presse vom 15.5.1954 war jene Anzeige geschaltet:

 

Quellwasser‐Schwimmbad in Nieder-Eschbach
im herrlichen Wiesengrund
Eröffnet am 15. Mai
Liegewiese – neu ausgebautes Schwimmbecken
Haltestelle der Line 25 Richtung Bad Homburg
Eigener Parkplatz


Und in der Frankfurter Rundschau konnte man lesen:


Schwimmbad Nieder‐Eschbach
Ist am 15. Mai 1954 wieder geöffnet. Das Bad ist renoviert und wird durch eine Leitung direkt von einer
Quelle aus gespeist. Es zeichnet sich durch besonderes sauberes Wasser und seine schöne Lage in mitten
von Wiesen aus. Nieder‐Eschbach liegt an der Straßenbahn Linie 25 zwischen Frankfurt und Bad Homburg.


Bild: Beckmann geb. Rohlfing

Bild: Tennstädt, Rosemarie


Bild: Knerndel, Christel

Auch in der damaligen Zeit gab es schon Spender, heute nennt man sie allerdings „Sponsoren“,
denn woher sollte so ein riesiger Ball sonst kommen. Ganz einfach, man schreibt als Bürgermeister 1950
einen Brief an die Firma:
                                 J.G. Mouson & Co. Feinseifen und Parfümerie Fabrik
                                                         Mouson Straße 9
                                                        Frankfurt am Main


mit folgendem Inhalt:


Wie wir erfahren haben, hat Ihre Firma für manche Schwimmbäder Gummi‐oder Lederbälle mit Ihrer
Firmenreklame gestiftet. Da das Schwimmbad der Gemeinde Nieder‐Eschbach wieder eröffnet ist und auch
sehr viel Zuspruch von Frankfurtern und Auswärtigen Badegästen hat, bitten wir Sie, nach Möglichkeit auch
für das hiesige Schwimmbad einen derartigen Ball zur Verfügung zu stellen. Für Entgegenkommen sagen wir bereits heute unseren besten Dank.
Der Bürgermeister.Herzberger

(original Abschrift)








Schon zu den Anfängen des Schwimmbades 1934 wurde ein Ball von der Firma Mouson gestifftet.


Bilder: Fr. Beckmann,geb. Rohlfing

Natürlich, und sowas darf ja auch nicht fehlen, gab es eine


                                    „Badeordnung“


1. Das Schwimmbad ist Eigentum der Gemeinde Nieder‐Eschbach.
2. Es ist während der Badesaison täglich in der Zeit von 10 bis 21 Uhr geöffnet.
3. Das Baden außerhalb der oben angeführten Zeit, hauptsächlich bei Abwesenheit des Badmeisters,
ist verboten. Wer außerhalb der Badezeit badet, tut dies auf eigene Gefahr und wird bestraft.
4. Als Bademeister wurde von der Gemeinde Herr Anton Lippert eingesetzt. Er hat nach dem ihm
gegebenen Anweisungen den Badebetrieb zu regeln und ist der Gemeinde gegenüber
verantwortlich. Seine Anweisungen sind daher vom badenden Publikum zu befolgen.
5. Die Badenden sind verpflichtet, das Bad und die Anlagen peinlichst sauber zu halten und sie vor

Verunreinigungen und Beschädigungen zu bewahren.

6. Von den Badenden sind die unter Punkt 10 die festgelegten Eintrittspreis gegen Empfang einer Badekarte zu entrichten.

7. Es ist zweckmäßig, zu Baden keine Wertgegenstände mitzunehmen, da keine Gewähr für evtl. Diebstähle und kein Ersatz für abhanden gekommenes Eigentum geleistet wird. Für die Beaufsichtigung der abgelegten Bekleidungsstücke sind die Badenden selbst verantwortlich. Wertgegenstände können gegen eine Gebühr von 20 Pfg. beim Bademeister in Verwahrung gegeben werden.

8. Vor dem Betreten des Schwimmbains muss die Brause benutzt werden, um eine Verunreinigung des Bades zu vermeiden bzw. um ein Mindesmass zu beschränken.

9. Bei eventuellen Verletzungen von Personen kann die Hilfe des Bademeisters in Anspruch genommen werden.

10. Die Eintrittspreise wurden wie folgt festgelegt:


Dauerkarte - Grundgebühr                                                           5,00 DM

Dauerkarte - Zuschlag für Familienangehörige                         

(Ehefrau und Kinder bis unter 18 Jahren)                                   1,00 DM

Dauerkarte für alleinstehende Jugendliche        

bis 18 Jahre                                                                                    3,00 DM

Tageskarte Erwachsene                                                                  -,40 DM

Tageskarte für Kinder bis 14 Jahre                                                -,20 DM         

Benutzungsgebühr für den Kleiderspint 1/2 Tag                         -,50 DM

Aufbewahrung von Wertgegenstände beim Bademeister            -,20 DM       


Nieder-Eschbach  den 15.05.1953 Der Bürgermeister gez. Berbalk   

(original Abschrift)



Bilder: Rapp,Wilfried

Die Bademeister
Der erste Bademeister in Nieder‐Eschbach war „Wilhelm Kress“ ihm folgten u.a.
Horst Bunke aus Nieder‐Eschbach
Karl Hoffmann aus Bad Homburg
Anton Lippert aus Nieder‐Eschbach
Wilhelm Herzberger aus Nieder‐Eschbach


Die Bademeister wurden immer für ein Jahr vertraglich von der Gemeinde als Bademeister eingestellt.
Im Vertrag wurde u.a. festgehalten:
Der Bademeister ist verpflichtet, den Badebetrieb ordnungsgemäß zu regeln, den Verkauf der Eintrittskarten
durchzuführen und die Rein‐und Sauberhaltung der Anlage vorzunehmen.
….ist verpflichtet den Verkauf der Eintrittskarten durchzuführen und die vereinnahmten Gelder jeweils am
Montag an die Gemeindekasse abzuführen.
Das Schwimmbad ist, wenn die Wetterlage es zulässt, von 9 Uhr früh bis 21 Uhr abends durchgehend offen
zu halten.
Das Publikum ist freundlich und korrekt zu behandeln, der Bademeister hat für Ruhe und Ordnung während
des Badebetriebes zu sorgen. Es ist vor allen Dingen darauf zu achten, dass die Abteilung für Schwimmer des
Badebeckens nur von solchen Badegästen benutzt wird, welche des Schwimmens kundig sind. Bei Unfällen
hat sich der Bademeister sofort dem badenden Publikum helfend zur Verfügung zu stellen und soll im
Allgemeinen bemüht sein, Unglücksfälle zu verhindern.
…berechtigt, in den Anlagen des Schwimmbades den Verkauf Tabakwaren, Erfrischungen, Süsswaren usw.
auf seine eigene Rechnung durchzuführen und die bestehenden Einrichtungen werden ihm unentgeltlich zur
Verfügung gestellt. Anfallende Stromkosten sind zu tragen.
Für den Verkauf von Erfrischungen usw. ist jedoch zusätzliches Personal bereitzustellen, sodass
der Verkauf von Eintrittskarten, sowie die Überwachung des Badebetriebes nicht darunter leidet.
…. hat die gültige Badeordnung zu beachten, bei besonderen Vorkommnissen ist dem Bürgermeister
umgehend zu berichten. Die allgemeinen Weisungen des Gemeindevorstandes sind von ihm zu befolgen.


Ende der 60ziger Jahre wurde unser Schwimmbad komplett neu umgebaut.
Die Gemeinde zahlte dafür knapp 1.500.000,‐‐ DM
Unter anderem

Kosten für Gebäude                                   887.000,‐‐
Kosten der Außenanlage                           270.000,‐‐
Kosten der bes. Betriebseinrichtung         130.000,‐‐
Kosten Gerät                                                50.000,‐‐

 

Am 15.Mai 1969 wurde das neue Bad eingeweiht.
Viele Menschen kamen, um bei diesem Ereignis dabei zu sein.

Um das Becken herum standen Tische und Bänke, die aber bei weitem nicht für alle ausreichten.

Bild: Appel, Inge

Am 11.Juni 1972 wurde Nieder‐Eschbach nach Frankfurt eingemeindet, womit auch unser Bad in deren Eigentum überging. Im Jahre 2003 hätten wir unser „Freibad“ fast verloren. Ende des Märchens.
Nein, es hat ein gutes Ende gefunden.
„Dank“
euch Freunden der
DLRG
die Ihr seit dieser Zeit mit
viel Engagement
und
ehrenamtlicher Tätigkeit
unser „FREIBAD“
am Fortbestehen haltet.

Die „ Wachmannschaft“ 2010

Bild hinten:

Volker Vierheilig, Marc Lorenz, Melanie Szala, Annica Maier
Mitte:

Heinz Drisch, Jan Lauter, Markus Volker, Joachim Stark, Rhyngulf Hartung, Karl‐Heinz Schneider
Vorne:

Jörg Franke, Jennifer Lang, Claudia Jung, Christina Schücking, Sabrina Hölscher, Marvin Tennstedt
Nicht auf dem Foto:
Heike Stauder, Thorsten Maier, Jvonne Albano, Hermann Alt, Oliver Drisch, Heike Lauter, Monika Link, Ewgeni Neufeld, Dennis Spicker, Michael Stauder, Svenja Stauder, Reinhard Strametz, Svenja Weiß, Lars Stauder, Moritz Probst, Robin Rehberger

Bild: Drisch,Heinz

Quellen‐ und Literatur:
Gemeinde Archiv Nieder‐Eschbach, Institut f. Stadtgeschichte,
1200 Jahre Nieder‐Eschbach


Zusammengestellt von Beate Lamb,
anlässlich des 40‐jährigen Jubiläums der DLRG Nieder‐Eschbach und dem 80‐jährigen Bestehens des Freibades Nieder‐Eschbach.